Die Tatsache, daß Menschen mit zwei Augen, aber nur einem Mund geboren werden, läßt darauf schließen, dass sie zweimal soviel sehen als reden sollten.
Die Tatsache, daß Menschen mit zwei Augen, aber nur einem Mund geboren werden, läßt darauf schließen, dass sie zweimal soviel sehen als reden sollten.
Minimalismus-Verehrerin, die regelmäßig an der Menge von schönen Dingen scheitert, unter Druck die besseren Entscheidungen trifft, Kaffeefanatikerin und Olivenöl-Snob. Ich bin podcastabhängig, kann viele Dinge mittel-gut, glaube an Loyalität, die Liebe und das Gute im Menschen.
Ich bin, wie wir im Grunde genommen alle, mit Fotos aufgewachsen. Auf den ersten Fotos aus dem Jahre 1988 bin ich noch nicht einmal fähig, Sinn und Zweck meiner Existenz wahrzunehmen, geschweige denn zu hinterfragen. Diese Aufnahmen sind Zeugnis meiner Anwesenheit, meiner frühen Kindheit. Zeugnis der Einrichtung der 80er Jahre und auch der heute teilweise fragwürdig wirkenden zeitgenössischen Kindermode. Für unterschiedliche Menschen bedeuten eben jene Fotos ganz unterschiedliche Dinge: Ich kann durch diese Fotos sehen, wie meine Eltern gelebt haben, wie ich als kleiner Mensch aussah, was ich trug, als ich das erste mal auf eigenen Beinen stand. Zwar kann ich mich nicht daran erinnern, jedoch schafft man durch die Fotos eine Überbrückung zu einer zurückliegenden Zeit, aus der man so den ein oder anderen Eindruck gewinnt. Für meine Eltern jedoch zeugen diese Fotos von viel mehr. So kann meine Mutter zu fast jedem Foto eine Anekdote erzählen und jede Abbildung mit Kontext unterfüttern. Sie sieht in jenen Fotos nicht nur ein Kleinkind auf zwei Beinen, sondern auch meinen strahlenden Vater hinter der Spiegelreflex, auf den ich lachend zulaufe. Sie erlebt diesen Moment anhand dieser Fotos jedes mal von Neuem. Und auch wenn es das alte Ledersofa oder den grünen Teppich nicht mehr gibt, so gibt es noch immer diese Fotos, welche festgehalten haben was sich vor ihren Augen abspielte. Fotografie ist etwas, das ich nicht schulisch oder handwerklich gelernt habe, sondern was sich für mich aus einer Leidenschaft entwickelt hat. Auch im Kunststudium kristallisierte sich für mich heraus, dass es sich hier nicht bloß um einen HWK-geprüften Ausbildungsberuf handelt. So erfuhr ich selbst vom guten alten Dürrenmatt, dass jeder knipsen könne - auch ein Automat, das Fotografieren als Kunst jedoch bedürfe, sich auch der Kunst des Beobachtens zu bedienen. Die abgebildete Wirklichkeit müsse vielmehr geformt werden, wolle man sie zum Sprechen bringen. Momente so aufzunehmen und abzubilden, wie sie in der Situation wahrgenommen werden - mit all ihrer Freude und Atmosphäre und Umgebung - setze ich mir ein jedes mal als großes Ziel und wachse an jedem einzelnen Foto, welches durch stilles Beobachten den Menschen Zeugnis ihrer tollen Momente dienen soll, um im besten Falle die Gesichtsausdrücke bei ihnen hervorzurufen, welche ich bei meiner Mutter mit besagten Kinderfotos in der Hand jedes mal erneut bemerke.
Eine kleine Auswahl von Reportagen und Begleitungen in Bremen und umzu